Schule ohne Rassismus

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist ein bundesweites Schulnetzwerk. Das Projekt bietet Schülern und Pädagogen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten.

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage zielt auf eine diskriminierungssensible Schulkultur und Dauerhaftigkeit im Engagement. Schulen, die diesen Titel tragen, einigen sich in einer Selbstverpflichtung mehrheitlich darauf, aktiv gegen Diskriminierung, insbesondere Rassismus, an ihrer Schule vorzugehen.

Die Sigmund –Wann Realschule Wunsiedel setzt diese Vorgaben, seit ihrer Aufnahme im Jahr 2009, gewissenhaft durch Informationsveranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge und Projekte um. Dabei arbeiten wir eng mit dem Evangelischem Bildungszentrum Bad Alexandersbad (EBZ) sowie dem Verein „Demokratie leben in der Mitte Europas“ zusammen, welche Kontakte zu Experten herstellen und uns jederzeit unterstützen. Als prominenter Pate steht uns Herr Michael Lerchenberg zur Seite.

Die Schule organisiert weiterhin Theaterstücke zu relevanten Themen und lädt Zeitzeugen ein. Schülerinnen und Schüler beteiligen sich mit Wortbeiträgen an Veranstaltungen des Bündnisses „Wunsiedel ist bunt“, besuchten unbegleitete jugendliche Flüchtlinge in ihren Unterkünften zum Gespräch und organisieren Geld und Sachspenden für diverse Projekte. Zudem ist uns auch der regelmäßige Austausch mit anderen Kulturen und Religionen sehr wichtig.

Ansprechpartner SOR-SMC: StR (RS) Patrick Sirtl

 

Zeitzeuge Holocaust

Dass die Sigmund-Wann-Realschule Wunsiedel eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist, zeigt sich immer wieder an den unterschiedlichsten Aktionen der Schulfamilie, so auch am 22.12.2016, als Zeitzeuge Siegfried Heilig zusammen mit Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung Bildung und Beratung Nürnberg die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe auf Einladung von Realschullehrer Patrick Sirtl besuchte.

„Ihr seid das Volk!“, erinnert er die Jugendlichen ausdrücklich, denn sie hätten es in der Hand, dass – und damit ist der rüstige Senior mitten im Thema angekommen – ein menschenverachtender und rassistischer Umgang mit Individuen, wie er in der Zeit des Nationalsozialismus von oben angeordnet praktiziert wurde, nie mehr die Gesellschaft in Deutschland spaltet. Und dann gibt er den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in seine Biografie. Geboren 1934 in eine Sinti-Schaustellerfamilie, merkt er rasch, dass er im Deutschland des Nationalsozialismus unerwünscht ist. Schikane durch Mitschüler, Demütigungen am laufenden Band, ohne dass ein Lehrer eingriff, das war der Schulalltag des Jungen –  Erlebnisse, die für immer in das Gedächtnis des 82-Jährigen eingebrannt sind. Dass Vater und Großvater im Ersten Weltkrieg ihr Leben als Soldaten für damals noch das Deutsche Reich riskierten, spielt im Rassenwahn der Nazis keine Rolle. Erbarmungslos schlägt die Vernichtungsmaschinerie zu und Minderheiten werden gejagt, verhaftet und deportiert. Wenn die Großmutter den jungen Siegfried nicht mit dem Vater in einem Materialwagen des Schaustellerbetriebs versteckt und ihre Anwesenheit nicht geleugnet hätte, dann hätte ihn das gleiche Schicksal ereilt wie die restliche Familie: die Deportation nach Auschwitz. Aber er überlebt, muss sich zwei Jahre verstecken. Auf der Flucht erfahren sie aber auch Nächstenliebe und Courage, denn immer wenn die Gestapo sich nähert, warnt sie der Landrat des Kreises, sodass die kleine Familie weiterziehen kann.

Mucksmäuschenstill ist es, als Siegfried Heilig den Schülern vermittelt, was es hieß, nach Auschwitz transportiert zu werden, wie die Menschen dort misshandelt, gedemütigt, hingerichtet wurden. Zwei Tanten von ihm überlebten diesen Ort des Schreckens, berichteten ihrem Neffen von diesen Erlebnissen.

Gerade in Anbetracht der jüngsten Ereignisse in Deutschland, wo es immer wieder zu ausländerfeindlichen Übergriffen aus rechtsgerichteten Kreisen kam, ist es wichtig, aus der Geschichte zu lernen. Deswegen ist Heilig auch noch in hohem Alter unterwegs, denn Geschichte darf sich nicht wiederholen. Courage zu zeigen, dem  rechtsradikalen Treiben Einhalt zu gebieten, steht an erster Stelle. Das wird den Schülerinnen und Schülern der Sigmund-Wann-Realschule klar – denn „Ihr seid das Volk!“